Heute morgen um 8.
Auf dem Weg zum Kindergarten.
Mein vierjähriger Sohn und sein Kindergartenkumpel auf dem Rücksitz.
Wie immer müssen wir durch Staufen.
Wo auch eine Bahnlinie durchgeht.
Was passiert?
Wir nähern uns dem Bahnübergang und die Schranken senken sich.
Ich denke: „Mist, jetzt müssen wir warten.“
Die Jungs vom Rücksitz jubeln: „Juhuu, genau richtig gekommen.“
Das Ergebnis: das perfekte Beispiel für die unterschiedliche Wahrnehmung ein und derselben Situation. In diesem Fall waren mir meine Jungs deutlich voraus. Für sie war das Vorbeifahren des Zugs aufregend und spannend. Und – sie hatten Recht.
Ich habe mit Ihnen zusammen gewettet, von welcher Seite der Zug kommt. Wir haben die Räder gezählt und uns ganz genau angeschaut, wo der Motor ist. Und hatten alle zusammen mächtig Spaß.
Warum erzähle ich dir das?
Jetzt ist das natürlich nur ein kleines Alltagsbeispiel, aber ähnliches treffe ich momentan fast jeden Tag im beruflichen Kontext an. In Gesprächen mit Beraterkollegen, mit anderen Selbstständigen oder mit meinen Unternehmenskunden.
Stichwort mal wieder: Corona.
Viele viele Beraterkollegen nehmen eine drastische Gefährdung ihrer Auslastung, ihres Umsatzes und oft sogar ihrer Lebensgrundlage wahr. Aufgrund von Corona und den damit verbundenen Reduzierungen.
„Meine Kunden haben gerade anderes im Kopf, als sich um die Optimierung ihrer Prozesse zu kümmern.“
„Bei meinen Kunden ist gerade kompletter Ausgabenstopp.“
„Sind doch eh alle in Kurzarbeit.“
„Es ist kein Geld da für strategische Weiterentwicklung.“
und und und
Ich will überhaupt nicht behaupten, dass diese Wahrnehmung falsch ist.
Aber es ist eben was es ist – eine Wahrnehmung.
Auf der anderen Seite höre ich nämlich auch von vielen Unternehmensberatern aktuell Aussagen wie:
„Das Business läuft so gut wie noch nie.“
„Der Bedarf momentan übersteigt alles, was wir bisher kannten.“
„Wenn ich alles abarbeiten würde, wäre ich auf Jahre ausgelastet.“
Die Pointe
Die Pointe daran ist, dass die konträren Aussagen sehr oft von Beratern aus denselben Fachgebieten stammen. Beide Varianten habe ich schon gehört von SAP-Beratern, Führungskräfteentwicklern, Change Managern, Digitalisierungs-Experten, Business Coaches und vielen anderen.
Was das nur bedeuten kann
Das kann doch nur eines bedeuten:
der eine SAP-Berater kann sich vor Aufträgen nicht retten,
für den anderen ist Corona ein unüberwindbares Hindernis.
Der eine Digitalisierungsspezialist schwimmt auf der Homeoffice-Welle,
der andere bekommt kein Bein in die Tür.
Aber warum ist das so?
Jetzt kann ich natürlich nicht in jeden Einzelfall blicken. Aber die Vermutung liegt natürlich schon nahe, dass eine der Ursachen die unterschiedliche Wahrnehmung der Gegebenheiten ist. Vielleicht greift hier auch die abgedroschene Phrase: der eine sieht die Krise als Chance, der andere eben als Krise.
Welcher Typ bist du?
In den letzten Monaten dieser „Krise“ habe ich in vielen Dutzend Gesprächen mit Beraterkollegen die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder zwei unterschiedliche gedankliche Ansätze gab:
Ansatz 1:
Ich bin Experte in meinem Fachgebiet. Ich habe dazu einen Methodenkoffer und eine über viele Projekte optimierte Vorgehensweise, mit der ich meinen Kunden optimal helfen kann.
Ansatz 2:
Ich bin Experte in meinem Fachgebiet. Ich nutze meine Expertise und schaue bei meinen Kunden, was genau sie in der jetzigen Situation brauchen und welchen Engpass ich für sie löse.
Merkst du den Unterschied? Der erste Ansatz ist komplett Ich-zentriert. Der zweite ausschließlich kundenorientiert.
Was kannst du tun?
Vielleicht ist das der kleine, aber feine Unterschied? Warum der eine trotz oder gerade wegen der „Krise“ Erfolg hat und der andere nicht?
Denn diejenigen, die den zweiten Ansatz verfolgen, nehmen sich selbst komplett zurück. Sie und ihr ausgereiftes Dienstleistungsangebot sind nicht so wichtig. Alles was zählt, ist dem Kunden in seiner aktuellen Situation mit dem zu helfen, was ihm gerade am meisten bringt.
Und vielleicht sind die Probleme aktuell eher akut als perspektivisch.
Dann werde ich halt zum Firefighter und bestehe nicht darauf, strategische Veränderungen einzuleiten. Auch wenn sie vielleicht nötig sind, aber eben aktuell niemand bei meinen Kunden den Kopf dafür hat.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Praxis habe ich bereits vor einigen Wochen erzählt.
Hier kannst du den Beitrag gern noch einmal nachlesen (Klick!)
Die Sache mit der Selbstverantwortung
Neben dem Ansatz mit der bedingungslosen Kundenorientierung möchte ich dir heute gern noch eine kleine Inspiration mitgeben. Wir alle tendieren immer mal wieder dazu, den Mut zu verlieren. Vor allem, wenn die schwierige Lage so dauerhaft wie momentan erscheint.
Was aus meiner Erfahrung die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Menschen unterscheidet, sind zwei Dinge:
- Sie stellen sofort fest, wenn sie beginnen, den Mut zu verlieren
- Sie haben Werkzeuge, um aus diesem Loch umgehend wieder herauszukommen
Ein Modell, das mir immer wieder wirklich erstaunlich hilft, ist das Modell zur Selbstverantwortung von Rogers Connors. Es gelingt mir zugegebenermaßen nicht immer, aber immer öfter, anhand dieser Strategie wieder „über die rote Linie“ zu kommen.
Meine Frau ist Business Coach und sie hat dazu vor einigen Monaten ein Video aufgenommen.
Hier kannst du dir dieses kurze 5-Minuten-Video anschauen (Klick!).
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Vielleicht ist dir das Video eine genauso große Hilfe wie mir.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg damit.
Dein Sebastian Zitzmann
P.S. Übrigens ist das ganze Buch von Roger Connors herausragend.
Falls es dich interessiert, findest du das Buch hier auf Amazon (Klick!)